Thema: Internetportale für Zahnersatz
Im Juni-Heft der Stiftung Warentest (6/2006) erschien ein Test-Bericht über Internet-Auktionsportale für Zahnersatz, der auf der
Titelseite des Heftes schon recht reißerisch mit "Zahnersatz-Internetauktionen - Den billigsten Zahnarzt finden" angekündigt war.
Prof. Dr. Matthias Kern, Hochschullehrer an der Kieler Universität ist überzeugt, dass Qualität in der Regel ihren Preis hat.
Er fasst hierzu seine Gedanken zusammen:
Dieser sogenannte Test der Stiftung Warentest ist ein trauriges Beispiel dafür, dass eine Ankündigung nicht das hält, was sie verspricht.
Denn: Qualität wurde nicht getestet. (!)
Die Qualität von Kronen, Brücken und anderen zahnärztlichen Arbeiten setzt eine ordentliche Befunderhebung voraus. Dass einige wenige
Zahnärzte Heil- und Kostenpläne im Internet unterbieten und sich damit auf die Planung eines unbekannten Kollegen verlassen, spricht
nicht für, sondern gegen sie.
Die Stiftung Warentest behauptet, es handele sich um "vergleichbare zahnprothetische Versorgungen des gehobenen Niveaus"; dies können
sie jedoch gar nicht wissen! (Genauso gut könnte die Stiftung demnächst urteilen "vergleichbare Autos auf gehobenem Niveau, denn sie
alle haben vier Räder". und das, ohne die Autos je gesehen und getestet zu haben!) Mit Qualitätstestung, wie man es bisher von Stiftung
Warentest gewohnt war, hat das aber nichts mehr zu tun.
Stiftung Warentest schreibt, dass sich die "Kostensenkungen überwiegend bei den Material- und Laborpreisen erreicht" wurden. In der
Schweiz publizierten Daten zu Zahnersatz aus Ungarn zeigten allerdings, dass dieser erschreckend häufig nicht die selbe Qualität hatte
wie Zahnersatz aus Mitteleuropa. Langfristige Folgekosten minderer Versorgungsqualität sind zu erwarten.
Den Autor drängt aber auch die Frage: Wer sind eigentlich diese etwa ein (!) Prozent der deutschen Zahnärzte, die ihre Kollegen mit
Niedrigpreisen unterbieten? Haben sie nicht genügend eigene Patienten? Werden sie von ihren eigenen Patienten nicht weiterempfohlen?
Woran könnte dies liegen?
Die Qualität von Zahnersatz zeigt sich in der Regel erst nach vielen Jahren: Was hilft da die Aussage von Stiftung Warentest, die
"Patienten waren meist zufrieden"? Die Frage ist doch: Werden sie es auch nach vielen Jahren noch sein?
Stiftung Warentest hat gemäß dem Motto "Geiz ist geil" getestet - zahnmedizinische Versorgungsqualität spielte keine Rolle.
Ob Patienten bei diesen Billigbietern nicht wohl doch bei den eher Schlechteren landen - das wäre in der Tat eine Untersuchung wert.
Aus Patientensicht wäre mir ein unausgelasteter Zahnarzt, der seine Patienten quasi mit Preisdumping im Internet einzufangen versucht, doch eher verdächtig.